Kunst - und Kulturtheorie
„Unsere Gesellschaft funktioniert wie ein Suchtsystem“, diagnostiziert Karl Werner Modler in seinem Buch „Der Ritt auf dem Tiger – Skizzen zur Logik der Sucht“ und sieht darin die Sphäre der Kultur und Kunst wesentlich mit am Werk. Nicht nur ist der Übergang von der Information als der Wahrheit zugehöriges Zeichen zur Unterhaltung fließend geworden. Auch steht der zwangsläufig Informationshungrige permanent auf dem Melkstand des Infotainments, gefangen in dem Dilemma, die Frustration über die Abstumpfung durch permanent Neues abermals durch ein Mehr an Informationen bekämpfen zu wollen. Der schöne Slogan von der Wissensgesellschaft, an der die Kunst nicht zuletzt mit Blockbuster-Ausstellungen und dem großangelegten Versuch, Wissen zu visualisieren, nicht geringen Anteil hat, gerät in den Verdacht, statt Wahrheit zu produzieren, ein Suchtsystem zu stimulieren, das zum einen keinen entlässt. Und das zum anderen seine Teilnehmer fortlaufend mit schlechtem Gewissen plagt, dem System gegenüber nicht genügt zu haben. Doch was wäre die äußerste Variante, diesem Dilemma zu entfliehen? Wie süchtig ist die Kunst der Post-Avantgarde, die doch nach dem universellen Versuch der Reduktion auf das Wesentliche im 20. Jahrhundert quasi wieder von vorn anfangen muss?